Tiefhartmannsdorf
Zu Tiefhartmannsdorf lebte vor vielen, vielen Jahren einmal ein Herr von Zedlitz, der seine armen Untertanen über alle Begriffe plagte. Am meisten hatten sie unter seiner Jagdliebhaberei zu leiden, die unersättlich war. Er hatte in seinem Leben soviel Böses getan, daß er auch keine Ruhe im Grab fand, sondern verdammt war, ruhelos zu reiten und zujagen. Schon als er begraben werden sollte, konnte der Sarg nicht getragen werden, die Pferde mußten ihn unter großer Anstrengung zum Kirchhof fahren, und als man vom Leichenbegängnis im Dunkeln wieder kehrte, fand man sein Zimmer erleuchtet, obwohl niemand drin war. Im nächsten Jahr an seinem Begräbnistage um 12 Uhr nachts wurde in allen Ställen das Vieh unruhig. Zugleich entstand ein plötzlicher Sturmwind und der alte Zedlitz auf seinem schneeweißen Schimmel, den er bei Lebzeiten geritten, kam in den Hof gejagt, stieg ab, und bald ward es in seinem Zimmer licht. Um 1 Uhr erschien er wieder unten, stieg auf und jagte davon.